Syntax, Semantik und Pragmatik heiliger Schrift

Als ich heute (Sa) 2006-01-20 für meinen letzten Schein lerne stoße ich
auf eine interessante Definition:

»Smalltalk« ist eine Unterhaltung die (weitgehend) auf
pragmatische Informationen verzichtet und nur die syntaktisch-semantische
Informationsebene benutzt. Ein Gespräch, das nur elitäre Umgangsformen,
Knigge-wahrenden Anstand und vertiefte Sprachkenntnisse benutzt, gewährleistet
noch keine Pragmatik (»inhaltlichen Tiefgang«).
[Prof. Dr. Walter Bachmann: »Mensch-Maschine-Kommunikation«, Skript zur
gleichnamigen Lehrveranstaltung 2003, FH Gießen-Friedberg]

Pragmatik, das ist die Wirkungsentfaltung von Information. Smalltalk ist also
Gespräch (fast) ohne Wirkungsentfaltung. Wenn es Wirkungen gibt, dann sind sie
vernachlässigbar unbedeutend. Wirkung ist nicht nur, wenn jemand wegen eines
Gesprächs etwas tut oder lässt. Auch jemanden besser kennen zu lernen und
verstehen zu lernen ist Wirkung.

Die Pragmatik (nicht die Semantik!) macht den Sinn einer Information aus, sie
ist die höchste Ebene der Information. Denn während die Semantik nur die
formale (d.i. formal bestimmbare) Bedeutung einer Information angibt, gibt die
Pragmatik die Bedeutung in ihrem Kontext an. Semantik ist das Werkzeug, über
das die Pragmatik wirken will. Um die Pragmatik einer Information zu
beschreiben muss man nicht nur die formale Bedeutung angeben (Semantik) sondern
auch warum gerade diese formale Bedeutung gerade jetzt und gerade zu diesem
Empfänger gesendet wurde, d.i. was der Sender damit im Empfänger erreichen
möchte. Dieses Erreichen-Wollen ist das Ziel, der eigentliche Sinn einer
gesendeten Information, der Grund warum sie erzeugt wurde und gerade diese
und keine andere Semantik trägt. Pragmatik ist bei Kommunikation unter
Menschen meist versteckt: der Sender verheimlicht dem Empfänger was er mit
der gesendeten Information in ihm erreichen will. (Definition: sog. »absolutes
Vertrauen« herrscht dann wenn der Sender die Pragmatik vollständig in
Semantik kodiert. Dann nämlich hat der Sender keine Absichten, die er
verstecken will: auch eine eventuelle Absicht damit, die Pragmatik vollständig
offenzulegen ist nicht versteckt, sondern wird mit offengelegt.)

Übertragen wir das jetzt auf de Art, wie ein Christ mit der sog. Heiligen
Schrift (Bibel) umgeht. Also, übertagen wir das jetzt auf das Gespräch zwischen
Gott und Menschen. Solange reden über die Bibel ein theoretisches Philosophieren
ohne Wirkungsentfaltung ist, ist es Smalltalk. Sobald es aber bewirkt, Gott
und einander besser kennen zu lernen und etwas für das eigene Verhalten zu
lernen: dann hat Bibellesen auch Pragmatik. Folks, lassen wir unseren Umgang
mit Gott doch nicht zu Smalltalk verflachen indem wir ignorieren wo Gott etwas
bewirken möchte.


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